Zeitraffer

Das Erstellen von Zeitraffer-Aufnahmen kann durchaus Spaß machen und mitunter überraschende Resultate ergeben. Benötigt wird eigentlich nur eine Kamera mit ausreichend Platz für Bilder, ein Stativ und eventuell ein Programm für das Zusammensetzen der Bilder zu einem Film. Einige Kameras bieten bereits Funktionen für Serienaufnahmen oder das direkte Anfertigen von Zeitrafferaufnahmen, was auf der technischen Seite natürlich einiges vereinfacht.

Vorbereitungen

Bevor es losgeht, sollte zumindest ein grober Plan existieren, was am Ende überhaupt herauskommen soll. Für die inzwischen üblichen Zeitrafferaufnahmen von Wolken und Wetter muss man in der Regel viel Zeit mitbringen. Dieser kurze Clip besteht beispielsweise aus rund 560 Einzelaufnahmen, welche über 90 Minuten hinweg angefertigt wurden:

Aufbau und Einstellungen

Für solch ein Vorhaben ist ein Stativ natürlich eine zwingende Voraussetzung. In diesem Beispiel schenkte ich jedoch dem Untergrund keine ausreichende Beachtung, weswegen dieser bei Belastung durch umherlaufende Personen für eine sehr leichte Lageveränderung der Kamera sorgte, die nachträglich nur schwer zu entfernen ist.

Ebenfalls nur schwer nachträglich zu korrigieren sind Helligkeitsschwankungen durch unterschiedliche Belichtungen, ein leicht wackelnder Bildausschnitt oder wandernder Fokuspunkt durch eine vergessene Verwackelungsreduzierung und Autofokus. Sämtliche Automatikfunktionen sollten möglichst deaktiviert werden.

Das kann etwas schwierig werden, wenn das Projekt eine veränderliche Belichtungssituation enthält, wie z.B. einen Sonnenuntergang. Dann können weitere Funktionen der Kamera sehr hilfreich sein, welche die Belichtung langsam nachregeln und nicht Bild für Bild individuell bestimmen.

Ich persönlich bin auch gerne in der Nacht unterwegs, und lasse mich von einem klaren Blick auf den Sternenhimmel begeistern. Was liegt also näher, dabei einfach einmal die Kamera mitlaufen zu lassen:

Wenn man etwas genauer in den Himmel schaut, so finden sich auch dort Motive, welche interessante Zeitrafferaufnahmen erlauben. Der folgende Clip zeigt die Veränderung der Position vom Kometen C/2017 K2 über zwei Stunden am 15.7.2022, als er, aus unserer Perspektive, nahe am Messier Objekt M10 vorbeigeflogen ist.

Die Kamera

Der Einsatz einer Spiegelreflexkamera für Langzeit-Zeitrafferaufnahmen scheint natürlich nicht das ideale Werkzeug zu sein, denn da kommen schnell einmal 1000 Bilder pro Clip zusammen. Doch sowohl meine D70 als auch die D200 haben dies problemlos überstanden.

Kameras ohne Spiegel und ohne mechanischen Verschluß scheinen heute allerdings besser geeignet zu sein. Zudem bieten Action-Cams inzwischen ebenfalls komfortable Zeitraffer-Funktionen und sind auch deutlich preiswerter, sodaß ich diese eher einmal einen Tag unbeaufsichtigt stehen lasse. Dieser Tages-Clip entstand z.B. mit einer Hero4:

Zwischenbilder

Manchmal hat man nicht ausreichend Bilder zur Verfügung, um am Ende eine flüssige Darstellung zu erzielen. Soll das Video am Ende mit z.B. 30 Bildern pro Sekunde abgespielt werden, entsprechen 120 aufgenommene Einzelbilder gerade einmal vier Sekunden. Das ist nicht sehr viel. Solange die Sequenz einen kontinuierlichen Fortschritt dokumentiert, gibt es mittlerweile recht gute Algorithmen für eine Zwischenbildberechnung. Für das folgende Beispiel habe ich als Quelle die öffentlich zugänglichen Satellitenbilder der amerikanischen Wetterbehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) verwendet.

Diese werden im Intervall 5 bzw. 10min zur Verfügung gestellt, das macht für einen 24h Tag also 144 Bilder, mit 30 FPS  ergibt sich dadurch eine Videolänge von 4,8 Sekunden. Um auf eine Laufzeit über eine Minute zu kommen, wurden mit Topaz Video AI entsprechend viele Zwischenbilder erzeugt.

Ach so, verwendet habe ich die Daten vom 8. April 2024, ausgerechnet an diesem Tag gab es in Nordamerika eine totale Sonnenfinsternis. Im Video sieht man nicht nur diese Abdunklung mehr als deutlich, sondern auch die Spiegelreflexion der Sonne auf der Erde.

Software Tools

Inzwischen ist das Erstellen von Zeitraffer-Videos sehr einfach geworden und es gibt spezialisierte Tools, welche sogar Belichtungsunterschiede zwischen den Frames sauber ausgleichen können. Für einfachere Zeitraffer verwende ich in letzter Zeit allerdings DaVinci Resolve von Blackmagic, da ich dieses Tool für meine Videoarbeit ohnehin im Einsatz habe. Zwar ist ein wenig Einarbeitung erforderlich, aber es enthält alle notwendigen Funktionen, um von einer Bildserie zu einem fertigen Video zu gelangen in einer Anwendung. Da es sich um einen ausgewachsenen Video-Editor handelt, sind selbst Zoomfahrten oder Blenden problemlos möglich und natürlich stehen zahlreiche Ausgabe-Codecs zur Verfügung.

Für die Zwischenbildberechnung hat sich bei mir das leider nicht preiswerte Video AI von Topaz Labs bewährt.

Der alte Workflow

Mein Workflow aus den Anfängen benötigte noch verschiedene Tools, um zu einem brauchbaren Ergebnis zu kommen. Zum Vergleich lasse ich diese Auflistung einfach einmal stehen, auch wenn dieser Weg heute keinen rechten Sinn mehr ergibt.

Abhängig von den in der Kamera vorhandenen Funktionen können verschiedene Tools recht hilfreich sein, die ich hier in aller Kürze vorstellen möchte. Die Aufstellung erhebt allerdings keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit und betrachtet ausschließlich die Arbeit unter Windows.

  • Einzelbilder in einen Video-Clip wandeln
    Wenn die Kamera die Aufnahmen nicht bereits als Video speichern kann sondern als Einzelbilder abspeichert, wird zunächst ein Programm zum Erzeugen der Video-Datei benötigt. Aus Gewohnheit setze ich noch immer VirtualDub für diesen Zweck ein, auch wenn die Bedienung etwas gewöhnungsbedürftig erscheint.
    Mit einiger Wahrscheinlichkeit liegen die Einzelbilder auch nicht in einem für Video-Dateien brauchbaren Seitenverhältnis vor. Diese können entweder vor dem Einladen in VirtualDub entsprechend vorbereitet werden, oder man konfiguriert entsprechende Filter in VirtualDub.
    Zusätzlich ist zu bedenken, dass zum Abspeichern einer Bildsequenz als Video-Datei noch ein Codec benötigt wird, dafür verwende ich in diesem ersten Schritt Xvid. Erzeugt wird damit grundsätzlich eine AVI Datei, also noch kein finales Format
  • Video-Clip bearbeiten
    Für das Erzeugen von Blenden oder Unterlegen mit Musik ist ein einfaches Schnittprogramm mehr als hilfreich. Für mich leistet VideoDeluxe von Magix dabei gute Dienste, andere sind sicher genauso gut geeignet.
  • Finale Videodatei erzeugen
    Wahrscheinlich bietet schon das Schnittprogramm brauchbare Ausgabeformate an. Für grundlegende Konvertierungen oder das Erstellen unterschiedlicher Formate von einem Master leistet wiederum Handbrake gute Dienste. Handbrake ist ein quelloffener Video Transcoder und bietet unzählige Einstellungen um auch spezielle Formatanforderungen zu realisieren.